Krisensimulation – durch strukturierte Übungen Defizite erkennen

Risk Management, namentlich bei Banken, umfasst die systematische und zielgerichtete Definition sämtlicher Risiken und den zweckmässigen und effektiven Umgang mit diesen Risiken auf eine Weise, welche es dem Institut erlauben soll, Stresssituationen oder sogar veritable (Finanz-)Krisen möglichst unbeschadet zu überstehen. Die Risk Management-Einheit ist bei einem Finanzinstitut verantwortlich für die Umsetzung und Kontrolle der von den obersten Leitungsorganen festgelegten Risikopolitik und des Risikoappetits.

Ernstfall Finanzkrise

Das Risk Management erarbeitet die für die Geschäftstätigkeit notwendigen Grundlagendokumente und Policies, erstellt Berichte und Analysen und führt allenfalls Stresstests durch. Tritt dann der Ernstfall in Form einer finanziellen Krise ein, sind die betroffenen Institute aber häufig unzureichend vorbereitet, um der Krisensituation angemessen zu begegnen. Es ist deshalb zweckmässig, Trainings in «guten» Zeiten durchzuführen, um (Finanz-)Krisen besser zu überstehen. Die Durchführung periodischer Krisensimulationen ermöglicht den obersten Leitungsorganen der Bank, zu einem «echten» Team zusammenzuwachsen. Aus Erfahrung weiss man, dass der «Human Factor» eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung einer Krise spielt.

Ausgehend von einer ungünstigen makroökonomischen Entwicklung wird im Rahmen einer Krisensimulation ein auf die Bank abgestimmtes Krisenszenario ausgearbeitet. Dieses bildet die eigentliche Grundlage der Simulation. Vor dem Hintergrund einer ernsthaften finanziellen Krise besteht der Hauptzweck des Krisenszenarios darin, die obersten Leitungsorgane (sprich den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung) unter realitätsnahen Bedingungen und hohem zeitlichem Druck zu «beüben» und den Anforderungen eines Ernstfalls auszusetzen. Sie sollen im Rahmen der simulierten Krisensituation unter erschwerten Bedingungen brauchbare Lösungen erarbeiten, um die Krise zu bewältigen. Dabei stehen keine «perfekten» Lösungsansätze im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, effizient und wirksam zu handeln und in der Kürze der Zeit geeignete Strategien und Massnahmen zu entwickeln, die genügen, um die Krise abzuwenden.

Mehrwert einer Krisensimulation

Der Mehrwert einer gut vorbereiteten und systematisch umgesetzten Krisensimulation liegt vor allem in der praktischen Arbeit der Leitungsorgane sowie in der daraus resultierenden Erfahrung im Bereich der Krisenbewältigung, die im geschützten Rahmen einer Übung gesammelt werden kann. Im Rahmen der Zusammenarbeit in der simulierten (Finanz-)Krise werden bestehende Lücken in der Krisenvorbereitung des Instituts sichtbar - sei es die fehlende Geschwindigkeit bei der Erstellung des benötigten Zahlenmaterials, seien es Defizite in der internen und externen Kommunikation oder beim zweckmässigen Einsatz der Geschäftsleitungsmitglieder. Die Erkenntnisse und Lehren aus der Übung versetzen die Verantwortlichen in die Lage, die identifizierten Lücken zu schliessen. Wichtig ist, dass die Krisensimulation kein Einmalevent bleiben sollte. Die periodische Wiederholung, z.B. im Abstand von zwei Jahren, gibt Gelegenheit, die seit der letzten Übung vorgenommenen Verbesserungen zu überprüfen und die Abläufe weiter zu optimieren.

08.02.2024