Regulatory Radar - Winteredition 2024

Aktuelle Entwicklungen im Finanzdienstleistungssektor

Wir beobachten und kommentieren laufend für Sie ausgewählte Schlüsselthemen. Neuerungen aus den Bereichen Geldwäschereibekämpfung, Sustainable Finance, Digitalisierung, Anlegerschutz und Risk Management sowie Aktuelles zum Finanzplatz Schweiz erfahren Sie zeitnah in unserem Newsletter. Mit dem Regulatory Radar erhalten Sie eine Übersicht zu unseren Publikationen, zudem gelangen Sie mit einem Klick zu sämtlichen Artikeln.
 

Zur Winteredition 2024

Mit Blick auf den Anlegerschutz sind Risiken, die Wertschriftenbesitzer im Falle von Bankkonkursen tragen, verstärkt zutage getreten. Temporäre Zugangsbeschränkungen zu ihren Wertschriften können für Anlegerinnen und Anleger zu Kurs- und Wechselkursverlusten führen, da sie nicht aktiv in den Handel eingreifen können. Zusätzliche Risiken entstehen durch die Verwahrung bei Drittdepotstellen, insbesondere im Ausland, was zu Verzögerungen bei der Allokation und Rückführung der Wertpapiere führen kann. Im Weiteren plant die FINMA ein neues Rundschreiben zur Formalisierung ihrer langjährigen Praxis der konsolidierten Aufsicht, um eine einheitliche Anwendung der Normen aus dem Bankengesetz (BankG) und Finanzinstitutsgesetz (FINIG) sicherzustellen und wiederkehrende Auslegungsfragen effizienter zu beantworten. Das Rundschreiben soll den Konsolidierungskreis und den Inhalt der gruppenweiten Aufsicht verdeutlichen, was besonders für kleinere Finanzgruppen zu einer Verschärfung der Gruppenaufsicht führen kann.

In puncto Geldwäschereibekämpfung hat die Bedeutung der Meldepflicht nach Art. 9 GwG gegenüber dem Melderecht nach Art. 305ter StGB zugenommen, was sich in einem Anstieg der Pflichtmeldungen von 62,8% auf 70,4% im Jahr 2023 zeigt. Diese Entwicklung resultiert aus einer gesenkten Verdachtsschwelle für die Meldepflicht, bei der bereits ein einfacher, nicht ausräumbarer Zweifel ausreicht. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl der Verdachtsmeldungen bei der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) 2023 um 56% im Vergleich zum Vorjahr, was mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist. Um seitens MROS mit dieser Zunahme umzugehen und das Risiko von Geldwäscherei effektiv zu reduzieren, sind dringend zusätzliche personelle Ressourcen sowie eine Verbesserung der Datenqualität erforderlich. Zudem ist die Einführung einheitlicher Datenformate entscheidend, um auch bei steigenden Meldungen eine gründliche Analyse sicherzustellen und die Integrität des Schweizer Finanzplatzes zu schützen.

Im Bereich der Digitalisierung stellt die Umsetzung der Travel Rule Finanzintermediäre im Krypto-Sektor vor vielschichtige Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich technologischer Infrastruktur, Datenschutz und länderübergreifender Regulierungen. Um die Anforderungen zu erfüllen, setzen Unternehmen auf Blockchain-Analyse-Tools, Kooperationen mit Compliance-Experten und Investitionen in sichere Datenspeicherungslösungen, während zukünftige Innovationen im Bereich digitaler Identitäten vielversprechende Lösungsansätze bieten könnten. Weiter hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Dezember 2023 die dritte Phase des Helvetia-Projekts gestartet, um einen digitalen Franken für Finanzinstitute zu testen. Das Projekt Helvetia III demonstriert, dass eine Wholesale CBDC ein wirksames Instrument sein kann, um die Vorteile von Zentralbankgeld-Abwicklungen in ein tokenisiertes Finanzsystem zu übertragen und dabei die Finanzstabilität durch Risikominimierung zu erhalten.

Ausserdem ist am 1. August 2024 die EU-KI-Verordnung in Kraft getreten. Das erste umfassende Regelwerk für den Einsatz von künstlicher Intelligenz weltweit hat weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen, die KI-Systeme in der EU vertreiben oder einsetzen. Die FINMA hat Richtlinien zu Governance, Zuverlässigkeit, Transparenz und Gleichbehandlung entwickelt, die mit den Kernprinzipien der neuen EU-KI-Verordnung im Einklang stehen. Schweizer Finanzunternehmen sind in diesem Kontext aufgefordert, ihre internen Prozesse und die AI Literacy ihrer Mitarbeitenden zu überprüfen, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Angesichts der Vielzahl bedeutender Neuerungen und zukunftsorienter Entwicklungsfelder auf dem hiesigen Finanzplatz lässt sich zudem ergänzend festhalten, dass die Einführung eines schweizerischen Trustrechts mit umfassenden rechtlichen Anpassungen und einer Veränderung der steuerlichen Landschaft einhergehen würde. Trotz potenzieller wirtschaftlicher Vorteile und des Interesses von Finanzdienstleistern wären die Integration in das bestehende Rechtssystem und die Entwicklung einer akzeptablen steuerlichen Behandlung komplexe Vorhaben.

 

Bitte klicken Sie auf das gewünschte Themenfeld, um zu den Beiträgen zu gelangen.

ALLE BEITRÄGE IN DER ÜBERSICHT

Finanzplatz Digitalisierung Geldwäschereibekämpfung Anlegerschutz Sustainable Finance Risk Management

 


Ausgewählte Publikationen


 

Risiken für Wertschriftenbesitzer bei Bankkonkursen: Zugangsbeschränkungen und ihre Folgen

Die potenziell langwierige Rückführung von Wertschriften im Konkursfall

Zum Beitrag

FINMA-Rundschreiben: Konsolidierte Aufsicht von Finanzgruppen nach BankG und FINIG

Das neue Rundschreiben soll klare Regeln in Bezug auf die konsolidierte Aufsicht schaffen

Zum Beitrag



MROS – Weiterentwicklung des risikobasierten Ansatzes bei Verdachtsmeldungen

Anpassung der strategischen Ausrichtung bei der Meldestelle für Geldwäscherei

Zum Beitrag

Gründe für die zunehmende Relevanz der Meldepflicht nach Art. 9 GwG

Erläuterungen im Fokus der letzten sowie der laufenden GwG-Revision

Zum Beitrag



Krypto und Compliance: Worauf bei der Umsetzung der Travel Rule zu achten ist

Zentrale Problemstellungen und Lösungsansätze für Finanzintermediäre

Zum Beitrag

Zentralbankgeld im digitalen Zeitalter: Das Pilotprojekt Helvetia III

Die SNB gewährt Einblicke ins Finanzsystem von morgen

Zum Beitrag



Einführung eines schweizerischen Trustrechts: Eine Analyse

Wie würde sich die rechtliche Integration in der Schweiz gestalten?

Zum Beitrag

Neue Bestimmungen regulieren den Einsatz von künstlicher Intelligenz

Die EU-Verordnung ist seit 1. August 2024 in Kraft

Zum Beitrag

19.12.2024