Die Überwachung von Transaktionen bildet einen zentralen Pfeiler der Geldwäschereibekämpfung – und gewinnt im aktuellen Umfeld an strategischer Bedeutung. Während der regulatorische Druck steigt und Aufsichtsbehörden zunehmend konkrete Erwartungen an Prozesse, Systeme und Datenqualität formulieren, verändern neue technologische Möglichkeiten die Rahmenbedingungen für eine wirksame Transaktionsüberwachung. Unsere umfassende Benchmark-Analyse mit fünf Schweizer Banken zeigt, dass viele Institute ihre Ansätze zur Transaktionsüberwachung derzeit grundlegend überprüfen, anpassen und strategisch neu ausrichten – nicht zuletzt, um Effizienz, Effektivität und Compliance in Einklang zu bringen.
Geldwäschereiprävention im Fokus: FINMA verschärft den Ton
Die FINMA hat in ihrem Risikomonitor 2024 ein deutliches Signal gesendet: Geldwäscherei zählt weiterhin zu den Hauptrisiken für den Schweizer Finanzplatz. Bei Vor-Ort-Kontrollen stellte die Aufsichtsbehörde teils gravierende Mängel fest – insbesondere bei der Alert-Bearbeitung waren die Fristen vielfach noch zu lang. Finanzinstitute setzen sich damit dem konkreten Risiko einer Meldepflichtverletzung aus.
Die Bedeutung des Transaction Monitorings (TMO) geht folglich weit über eine «blosse» operative Kontrollfunktion hinaus. Es gilt zunehmend als Gradmesser für die Wirksamkeit des gesamten geldwäschereibezogenen Kontrollsystems. Aufsichtsbehörden erwarten, dass Finanzinstitute ein integriertes, risikoorientiertes Überwachungssystem etablieren – mit deutlicher Verantwortlichkeitszuordnung, konsistenter Datenbasis und nachvollziehbaren Entscheidungswegen.
Unsere Benchmark-Erkenntnisse: Die Bandbreite ist enorm
In unserer strukturierten Benchmark-Analyse, die wir mit Schweizer Banken verschiedener Grössenordnungen durchgeführt haben, konnten wir erhebliche Unterschiede in der TMO-Praxis feststellen. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie unterschiedlich Reifegrade, Prozesse und Ressourcen in der Geldwäschereibekämpfung ausfallen – und wo zentrale Hebel für Effizienz und Wirksamkeit liegen. Mitunter wurden die nachfolgenden Faktoren untersucht:
- Alert-Volumen und Effizienz
Die Zahl der generierten Alerts reicht von rund 26 pro Tag bis zu 15‘000 pro Monat - eine Bandbreite, die verschiedene Geschäfts- bzw. TMO-Modelle und Automatisierungsgrade widerspiegelt. Auch bei den Bearbeitungszeiten zeigt sich ein breites Spektrum: Diese liegen zwischen 0.5 und 15 Tagen, was erhebliches Optimierungspotenzial aufzeigt. Entsprechend variabel ist auch der Ressourceneinsatz, der je nach Bankgrösse und -struktur zwischen drei und zehn internen Vollzeitstellen (FTE) liegt und häufig durch externe Unterstützung ergänzt wird.
- Organisatorische Vielfalt
Auch die Organisationsmodelle variieren stark: Von kundenberater-basierten Ansätzen über spezialisierte 1st-Line-Compliance-Teams bis hin zu dedizierten TMO-Einheiten mit vier bis zehn FTE. Diese Vielfalt zeigt, dass es keine «One Size Fits All»-Lösung gibt – erfolgreiche TMO-Strategien müssen bankspezifisch entwickelt und ausgestaltet werden.
- Innovationsdynamik
Zudem setzen Finanzinstitute verstärkt auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz: Zwei der analysierten Banken befinden sich bereits in der KI-Pilotphase, eine weitere in der Konzeptionsphase. Dies unterstreicht, dass führende Institute schon heute in die Zukunft der Transaktionsüberwachung investieren.
Drei kritische Handlungsfelder
Um den aktuellen und zukünftigen Anforderungen im Transaction Monitoring gerecht zu werden, gilt es, Strategien gezielt anpassen. Die folgenden kritischen Handlungsfelder sind dabei von zentraler Bedeutung:
- Regulatory Readiness: Compliance als Fundament
Die FINMA-Erwartungen erfordern eine systematische Überprüfung bestehender TMO-Prozesse. Finanzinstitute müssen sicherstellen, dass Alert-Bearbeitungsfristen den regulatorischen Vorgaben entsprechen und Governance-Strukturen robust ausgestaltet sind.
- Effizienzsteigerung: Automatisierung als Schlüssel
Unsere Benchmark-Analyse bestätigt: Banken mit höherem Automatisierungsgrad erreichen deutlich bessere Effizienzwerte. KI-basierte Lösungen bieten das Potenzial für eine Produktivitätssteigerung bei gleichzeitiger Reduktion von False-Positive-Raten.
- Zukunftsfähigkeit: Innovation strategisch angehen
Die Finanzbranche befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Finanzinstitute, die keine Investitionen in moderne TMO-Technologien vornehmen, laufen Gefahr, langfristig an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Erfolgreiche Marktteilnehmer setzen bereits heute auf strukturierte Innovationsprojekte sowie auf Champion/Challenger-Verfahren.
Der Weg nach vorn: Systematisches Vorgehen zahlt sich aus
Unsere Erfahrung zeigt, dass eine erfolgreiche TMO-Transformation auf objektiven Daten basiert – nicht auf Vermutungen. Ein strukturierter, dreiphasiger Ansatz hat sich in diesem Kontext bewährt – um Transparenz zu schaffen, strategische Prioritäten zu setzen und konkrete Umsetzungsschritte mit messbarem Nutzen sicherzustellen:
- Phase 1: Transparente Standortbestimmung durch Peer-Vergleich
In Phase 1 erfolgt eine transparente Standortbestimmung, bei der ein Peer-Vergleich eine realistische Einschätzung der eigenen Position ermöglicht. Dadurch erkennen Institute sowohl Stärken als auch Schwachstellen in der Transaktionsüberwachung und können zielgerichtet handeln.
- Phase 2: Strategische Roadmap mit priorisierten Handlungsfeldern
In Phase 2 wird darauf aufbauend eine strategische Roadmap mit priorisierten Handlungsfeldern entwickelt. Dieser Fahrplan ermöglicht es, Ressourcen effizient einzusetzen und regulatorische wie technologische Anforderungen zu integrieren.
- Phase 3: Konkrete Umsetzungsbegleitung mit messbarem ROI
Phase 3 fokussiert sich auf die konkrete Umsetzungsbegleitung mit dem Ziel, einen messbaren Return on Investment (ROI) zu erzielen. Dabei wird eng mit den verantwortlichen Teams zusammengearbeitet, um Veränderungen nachhaltig zu verankern und kontinuierliche Verbesserungen zu gewährleisten.
Die Investition in eine systematische TMO-Optimierung zahlt sich mehrfach aus: neben verbesserter Compliance führt sie zu gesteigerter Effizienz, reduziert Risiken und schafft zukunftsfähige Prozesse, die flexibel auf neue regulatorische Anforderungen und technologische Entwicklungen reagieren können. Die bewährte Methodik hilft, die Komplexität der Transformation zu steuern und den langfristigen Erfolg sicherzustellen - ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in einem dynamischen Marktumfeld.
Fazit: Der richtige Zeitpunkt für gezielte Optimierung
Die Kombination aus regulatorischem Druck, technologischen Möglichkeiten und Marktdynamik schafft ein starkes Momentum für TMO-Transformationen. Finanzinstitute, die jetzt konsequent handeln, können sich einen klaren Wettbewerbsvorteil sichern und gleichzeitig regulatorische Risiken wirksam minimieren. Es stellt sich demnach nicht die Frage, ob TMO-Prozesse optimiert werden müssen, sondern wie schnell und strategisch klug dies geschieht. Unsere Benchmark-Daten belegen deutlich: Die Unterschiede zwischen führenden und nachgelagerten Instituten werden grösser.